Gestern befand ich mich gerade kurz vor Calapan (s. nächste Karte) von „zu Haus“ aus, da ich heut wegen meines Visums auf der zuständigen Behörde etwas erledigen mußte und ich mich über die Möglichkeiten erkundigen wollte,wie ich auch ohne die German Doctors -ohne Schwierigkeiten zu bekommen- in den Bergen,bei den Eingeborenen medizinisch tätig werden konnte. Gut,im „Endanflug“ mit dem Tricycle auf Calapan fiel mir diese irre Wolke auf! Ich kenn diese Art vom Paragliden und wußte: Gefahr!Gewitter! und sag noch zu Kitty,“das Bild muß ich haben“. Ich ließ das Tricycle direkt an der Hauptstraße anhalten,stellte mich mitten auf die Fahrban,rundum Verkehr,und machte die Bilder! Auf den Philippinen stört das keinen!!!Die Philippinos sind da völlig schmerzfrei und tolerant! So kam ich wohl zu eine der ersten Fernbilder des Ausbruchs,“wunderschön“,kaum jemand wußte da wohl Bescheid,was los war… erst dann am Abend.Auch in den deutschen Medien war das noch keine Meldung wert,nichts im Internet darüber!
Das alles hatte sich dann bis zum Morgen schlagartig verändert! Schon um 8 Uhr hatte ich meinen Termin bei der Ausländerbehörde hinter mir (übrigens sehr positiv!),und hier überschlugen sich die Nachrichten: Flughafen in Manila dicht gemacht … und ich will am Freitagmorgen gegen 2 Uhr heimfliegen!…., der Hafen von Batangas geschlossen! Das ist der Hafen,über den ich,woher auch immer,aufs Festland muß,um nach Manila,der Hauptstadt,mit seinem internationelen Flughafen,zu kommen! Aber das ist erst in 3 Tagen,ich hatte eigentlich ein paar naheliegendere Sorgen ( Sorgen eigentlich nicht! Ich fand/finde es eigentlich ganz prickelnd mal am Rand -und der Rand reicht mir- einer solchen Ausnahmesituation dabeizusein und nicht nur die Umgebung sondern auch mich selbst zu beobachten,wie ich mit all dem umgehe! ….) Ich häng euch jetzt mal noch zwei Karten dran,damit ihr seht,wie nah sich das ganze abspielt.Außerdem könnt ihr vielleicht auch dann besser die Fernsehberichte zu Haus beurteilen.
Der Vulkan Taal -rotes Signal- liegt ungefähr auf der halben Strecke zwischen meinem Wohnort -blauer Punkt- und Manila.Von meinem Wohnort,in der Nähe von Abra de Ilog (nächste Karte) bis zum Vulkan sind es genau 66km Luftlinie, Manila ist also nur ca 50 km vom Ausbruchsort entfernt. Calapan,der Hauptort des östlichen Anteils der Insel Mindoro,in dem ich heute war,ist hier nicht benannt,liegt aber ca 20 km südöstlich von Puerto Galera direkt an der Küste. BATANGAS City,das hier eingezeichnet ist,ist der Haupthafen von Manila im Süden und für mich zuständig,dh der Engpaß. Der Vulkan Taal gehört zur Provinz Batangas! In dieser Provinz liegt übrigens der Ascheregen bis zu 40 cm hoch!
Auf dieser Karte seht ihr ,wo ich genau wohne,an der Küste,nahe Abra de Ilog. Ihr seht,daß dort keine Straße hinführt,außer um die ganze Insel rum (mit dem Bus über 10 Stunden).Ihr seht aber dafür jetzt,wo Calapan,die Hauptstadt von „Orental Mindoro“ liegt. Manila ist dafür dieses Mal nur mit seinen vielen Stadtteilen bezeichnet,nicht als Ganzes.
Zurück zum Tag: Nach der Behörde ließ ich mir von Kitty die neuesten Meldungen übersetzen: „leichter Nordwind“,also Richtung Manila,nicht runter zu uns! Folgerichtig waren dort schon am Vormittag sämtliche Schulen geschlossen worden und Atemschutz empfohlen. Die Evakuierungen um den Vulkan rum liefen an (Philippinen hat Erfahrung mit Vulkanausbrüchen). Und für mich hieß es: abhauen in den Südwesten,nach Haus,so schnell wie möglich,da ein heftiger Ausbruch für wahrscheinlich gehalten wurde! Es war alles halt ein wenig Spekulation! Ich muß allerdings dazu bemerken,daß die Philippinos mit dieser Situation völlig gelassen umgingen! Bei meinen Einsätzen früher hier hatte ich schon zB mehrmals übelste Überschwemmungen und Erdrutsche miterlebt: die Menschen sind einfach toll,in Ruhe und Gleichmut damit umgegangen und es lief alles prima! Ich hab viel von ihnen gelernt! Eigentlich hab ich an der Reaktion der Menschen überhaupt nicht wahrgenommen,daß sich eine Kathastrophe vor ihrer Nase abspielt! Ich also nix wie weg,mit dem Vanauto -vollgepfropft wie immer- nach Puarto Galera und dann,da das einzige Schiff nach Abra schon weg war ,mit einem „Submarine“ (Uboot) wie Kitty es nennt,dem früher schon beschriebenen ,sehr schmalen und kippeligen Auslegerboot, für 20€ ,vollgepackt mit Einkäufen, eine Stunde übers Meer, Richtung Heimat. Dieses mal gottseidank bei relativ ruhigem Wellengang (naß wird man immer!).
Es sieht so ruhig aus.Aber zunehmend hatte sich der Himmel auch hier verfinstert. In Abra de Ilog angekommen (naß aber sehr zufrieden) waren wir noch einkaufen. Ua Medikamente für die Patienten von unserem Ambulanztag am Ende der Welt. Den will ich morgen ins Netz stellen,falls nichts Außergewöhnliches passiert.
Hier,völlig abegeschieden -wo keine Straße,da keine Nachricht,immer noch,trotz Fernsehen (übrigens Fernsehen: hier gibts hauptsächlich Spielshows, und wirklich billigste Serien; wenig Nachrichten,keine kritischen,keine,zB verbraucherkritische Sendungen ich hab mir das mit Übersetzung angesehen-)- ahnte niemand was! Es waren in 4 kleinen Apotheken keine Atemschutzmasken vorhanden. (deutsche Gründlichkeit: ich wollte für alle Fälle einen Großeinkauf für alle eingeborenen Nachbarn machen,da die sowieso keine Informationen kriegen.. nix da!) Von Kittys Kindern hatten wir inzwischen erfahren,daß auch in Calapan ,kurz nachdem wir wegwaren,die Schulen geschlossen wurden und den Menschen empfohlen wurde,in den Häusern zu bleiben. Gottseidank,hatte ich ihnen schon gleich empfohlen,sich Masken zu beschaffen (deutsche Gründlichkeit!“s“),morgen gibts keine mehr! Es war ja auch wirklich nichts zu verspüren hier,vom Ausbruch! Aber als wir zu Hause waren,lag doch auch hier schon auf em Balkon ein feiner Aschefilm drauf,trotz des Windes in die andere Richtung.
Der Himmel verändert sich stündlich und zieht sich zu. Es gab auch schon Tsunamiwarnungen im Radio,auch Fehlmeldungen,daß sich in der Nähe hier einer ausgebreitet hatte. Egal – wirklich ziemlich angstfrei- hab ich einen Notfallrucksack gepackt: Taschenlampen,Moskitozelt,Regenkaps,Wasser,kleine Büchsen zum Essen usw…alles in einem Rucksack und sofort zum Wegschleppen: wie gesagt,es macht auch irgendwie Spaß!Wirklich! Und es hängt einfach davon ab,ob Taal in die Luft fliegt,wie die Experten für möglich halte, oder nicht!
Mindestens 2 freie Tage hab ich noch,dann werden wir (wenn möglich) zum Flughafen fahren,falls das überhaupt möglich ist,mal sehen. Bis dahin versuch ich noch die 2 Tage zu genießen,rauszuschauen aufs Meer,mal reingehen,ins Meer (es ist pißwarm!).Übermorgen sind wir bei Nachbarns,einem deutsch-schweizer-philipp. Ehepaar und weiteren Nachbarn zum Essen eingeladen. Ich werd meinen weltberühmten Fruchtsalat morgen und übermorgen vorbereiten und mitnehmen. Werd euch berichten!?!
Falls es was Neues über Taal zu berichten gibt,werd ich es ab jetzt über den Blog machen.Über WhatsApp ist es einfach zu aufwendig und auch unvollständig. Außerdem betrinke ich mich auch gern mal im „Gespräch“ mit euch (Ausnahme!). Außerdem werd ich-wie gesagt- ab morgen meine restlichen Berichte ins Netz stellen!
Irgendwie hängt die Asche schon in der Luft. Die Haut juckt ein wenig, alles,auch im Haus,weil alles irgendwie offen ist, ist wie leicht gezuckert von feinster Asche,das Taschentuch ist etwas grau beim Schneuzen… alles nicht wild und nicht wirklich beunruhigend,aber ich merk,wie ich ein Teil dieses ganzen Geschens werd.
Und im Hinterkopf: seit 3 Tagen ist es hier relativ windstill. Der sonst übliche Nordostmonsun hat Pause gemacht. Wehe wenn er wiederkommt (was um diese Jahreszeit unweigerlich der Fall sein wird!),dann kriegen wir hier die ganze Sch… ab!
Aber als Halbphilippino versuch ich,mir keine großen Gedanken zu machen!Ich versprechs und ich schreib morgen und übermorgen wieder,falls das Internet mitmacht!
Guts Nächtle ! (hier 23.15,bei euch 16.15)