Oktober/Nov. 2017 Mindoro/Vietnam

Einmal möchte ich erleben,daß ein Aufenthalt auf Mindoro „normal“ veläuft,zB: zwei oder drei Besuche in -meinetwegen auch entlegenen- Bergdörfern,Bergschulen,bei gutem Wetter; dort Essen und Geld für Brunnen,usw mitbringen,rattenfrei übernachten…einfach nette kleine Begegnungen. Und wieder „daheim“ zwischendurch in ein Strandresort usw…

Sowas war mir noch nie vergönnt.Immer irgendwelche Schwierigkeiten… dafür als Ausgleich auch wieder kleine und große Abenteuer;eigentlich gefällt mir das auch besser!

Na ja,die Schwierigkeiten waren diesmal vorprogrammiert: Anfang Juni 2017  hatte es mich erwischt: Totalausfall des linken Gleichgewichtorgans mit Schwindel und „Matschkopf“.Nach 3 Wochen zu Hause und 3 Wochen Philippinen im Härtetest (tägliches stundenlanges Training auf unebenem Dschungelboden und schnell wechselnden Lichtverhältnissen) hatte sich mein Zustand (mit einigen kleineren Einschränkungen) soweit gebessert,daß ich problemlos und mit Freude die Praxis bewältigen konnte.

Dieses „Vorwort“ ist wichtig,weil es doch -auch- den Verlauf des Aufenthaltes bestimmte.

Geplant waren,neben ein paar Tagen Strand und Ruhe, ein zweitägiger Einsatz zu eienm abgelegenen Eingeborenendorf und der mehrtägige Besuch der Bergschulen,welche ihr mit unterstützt.

SIDO hieß das Nest. „Nur“ eine Gehstunde vom Ende der „Straße“; quer durch den Dschungel,am Fuß des Gebirges. Es gibt dort ein paar  Wasserstellen und keinen Strom. Die Bewohner leben von „der Hand in den Mund“.                                                                                                              Kitty, meine Vertraute, Lehrerin und Verwaltungschefin eines großen Eingeboreneninternats in den Bergen ist auch eine der Mangyanbeauftragten auf Mindoro. Sie hatte mir vorgeschlagen,die 50 Familien dort  zu unterstützen. Sie selbst hatte dafür gesorgt,daß Solarlampen für jede der Familien /Hütten  besorgt wurden,welche wir bei dieser Gelegenheit mitnahmen.

Einmal am Tag fuhr eines diese Blechungetüme ,ein Jeepney,bis zum Ende der Straße. In diesen Bussen wird alles transportiert,was der Fahrgast mit nimmt,im Mittelgang gestapelt und jeder der mitfahren will,am Straßenrand winkend,wird mitgenommen.Wenns vollgequetscht ist,gehts aufs Dach! 4 Stunden Fahrt von Calapan,bis in die Dunkelheit,am Ende der Welt.Dort sollten wir von Eingeborenen abgeholt werden,welche die Reissäcke,Sardinenbüchsen,Hygieneartikel,Süßigkeiten und die vielen Solarleuchten ins Dorf tragen sollten!                                                          Aber: es war niemend da! Stockdunkel wars inzwischen und zu allem Elend hatte es noch zu regenen,zu gießen begonnen!

Das konnte heiter werden!!!… und es wurde heiter!

Am Ende der Welt – dh,die Straße endet im Nichts und der Urwald beginnt in der Ebene- stand dann tatsächlich (es erinnerte mich an schlechte Cowboyfilme) eine einzelne Hütte; ein Krämerladen mit einem kleinen kaputten Holzvordächchen,zwei zusammengeschusterten Holzbänken und einer Ölfunzel im Inneren.Durch ein kleines,vergittertertes Fenster bediente  die übermollige Wirtin zwei abgewrackte Kampftrinker,die uns freundlich begrüßten… weit und breit keine Hütte,kein Licht… einfach: ein Nichts im strömenden Regen. …Und vor allem keine Eingeborenen,die alles ins Dorf tragen sollten…………………. Eigentlich sollte ich nach den Jahren dort,gelassener sein; meine deutsche Pünktlichkeitsseele rebelliert trotzdem immer.                                                                                                                               Nach einer Stunde des Wartens tauchten dann einige Mangyans auf.Der Trägertrupp nahm einen bequemeren,weiteren Weg (wie sich später rausstellte),mußte allerdings mehrmals richtige Flüsse,zT bis zur Brust (bei Dunkelheit) durchqueren. Kitty,der Mangyanlehrer aus ihrer Schule,und ich wurden einem Führer anvertraut,der uns auf schmalen,ausgeharperten Pfaden quer durch den Urwald zum Dorf führte:                                                                    Es g0ß in Strömen,der Regen knallte durch die Blätter über uns, der schmaleWeg,verschlammt und verwurzelt war ein Bach für sich! Wir rutschten mehr,als daß wir gingen.. Kitty in Flipflopps,ich mit Wanderschuhen (gottseidank),…;wir querten Bäche,liefen in welchen, durchnaß.Kitty und ich hielten uns (nach dem Motto: „der Blinde führt die Lahme“).. sie schlidderte in ihren Flipps und mir wurde immer schwindeliger durch die Unebenheiten und durch das Taschenlampengefunzle….. Es war grausam: 2 Stunden dauerte die zweitverrückteste Nachtwanderung meiner (schon langen) Lebens. Nicht einmal fielen wir auf die Schnauze und wir waren recht gut drauf  und,obwohl mich wieder diese Mistviecher von Blutegeln gierig aussaugten.

Eigentlich war alles gut und interessant,bis,                          ja bis das Smartphone von Kitty hinter mir,pipste und sie rief:“ einen Moment,ich muß nachsehen“…

Situation: es schüttet aus Kübeln,alle durchnaß,rundrum dichtes Grün um rumfuchtelndem Taschenlampenschein,die Füße auf glitschigem Bergabuntergrund,alle im Hochkonzentrationsmodus und diese Frau zückt das Smartphone -man stelle sich vor!-… : ich bin ausgeflippt!!! Gefühlte 20 Minuten haben wir uns im Regen,im Urwald,in der Nacht, angebrüllt (wahrscheinlich warens nur 3 Minuten). Die andern zwei waren ganz verschreckt und wußten nicht,wie ihnen geschah… und zum Schluß haben wir zwei gelacht und sind weiter durch die Nacht gerutscht…                                                                             Irgendwann war der Spuk zu Ende. Wir drei bekamen eine trockene Hütte zugewiesen (natürlich ohne Strom) und der Dorfchief und meine zwei Begleiter haben bei Taschenlampenlicht,die ersten Verteilungsprogramme aufgestellt,während ich mit meinem Moskitozelt die Nacht rattenfrei vorbereitete. Inswischen hatten sich unter unsrer Stelzenhütte ein paar Schweine eingefunden welche dann später für ein ein angenehmes Einschlafgegrunze sorgten: was sag ich: eine Idylle *grins*!

Am nächsten Tag ging dann die Verteilung los… eigentlich wie immer und ich häng einfach ein paar Bilder dran:

derLehrer und ich nach der Wanderung

nach der Nachtwanderung,von Blutegeln gezeichnet

Ankunft in der Nacht;bei Funzellicht Aufbau des Moskitozelts in der Hütte

noch in der Nacht wird die Verteilung des mitgebrachten Reises vorbereitet

Katzenwäsche vor der Hütte

Frühstück

Reis von euren Spenden wird abgefüllt

Dorfchief und Stellvertreter

Umgebung der Hütte

Verteilung

unsre Hütte

Blick rundum

Meine Schwiegertochter hatte ein paar Kinderklamotten mitgegeben…vorher

nachher

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und irgendwann dachte ich an den Rückweg: das Wetter war zwar besser,Sonnenschein a…aber die ganze Sch… über die glitschigen Wege und die Blutegel… es graute mir!                                                                                                                                       und wohl auch Kitty!   Ich weiß nicht,woher,aber sie hat für den Heimweg einen Wassebüffelkarren organisiert (sie hat mir nie verraten,woher),der uns auf em Weg zur Straße fahren sollte,welchen die Mangyans am Abend zuvor die Säcke geschleppt hatten.

eine „Rumpelkarre“

Es war mir so scheißegal! Hauptsache nicht mehr den gleichen Weg zurück!

Eine Rumpelkarre! Über Stock und Stein!  Die Wasserbüffelkuh, sie hatte keinen Namen,also hab ich sie „Julia“ getauft (nach meiner Tochter: verzeih!),zog uns über übelste Rumpelwege,durch Flüsse,die ihr bis über die Euter gingengen,über Felsbrocken und Steigungen,dich ich nie für möglich gehalten hätte,daß sie diese bewältigt…. ein Urvieh!!!

Angeber…

und nochmals durch einen Fluß

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

und die freuen sich,auf dem Weg zurück ins Dorf,mitgenommen zu werden

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