Fortsetzung

Samstag,den 24.1.2015 20.20Uhr

Die Zeit scheint schneller zu laufen.Wohl auch deshalb,weil ich die Ambulanzplätze dieser Tour alle schon kenne.
Irgendwann nach der Anfahrt,die zur Zeit immer wieder Bach und Flußläufe kreuzt,erscheint dann der Platz,die „Praxishütten“ und es ist,als ob man eine alte Bekannte wieder begrüßt!Und zu allen Orten hab ich dann auch spezielle Erinnerungen.
Heute waren wir-nach zwei etwas verregneten Tagen- wieder bei brennender Sonne unterwegs,in BAIT.Sofort standen mir die Bilder des letzten Jahres vor Augen:Regen,weit über 100 Patienten und ein beeindruckender Dreck…Platikabfälle überall!
Völlig untypisch für Mangyandörfer! Und es ist auch keins; es ist ein richtig kleiner ,dreckiger Marktflecken,zu dem die Mangyans aus den Bergen einlaufen,um zu uns zu kommen.
Für die Lowländer sind die Mangyans sowas wie Untermenschen,nur weil sie abgerissen aus den Bergen kommen,die älteren Männer noch häufig mit Lendenschurz rumlaufen und furchtbar arm sind.
Von wegen! In vieler Beziehung können die sich noch etwas von den „Bergmenschen“ abschneiden!

ZB war die Toilette,welche die Lowländer (die im Übrigen sehr gern unsre Dienste in Anspruch nehmen!) für die Mangyans und für uns gebaut hatten wieder mal unter aller Sau!
Von außen noch ganz niedlich anzusehen,entpuppte sie sich innen als ein Loch im Boden,welches mit ein paar Dielen abgedeckt war,in dem ein verpißter Schlitz offengelassen wurde…
Ich bin sicher,daß kein Mangyan drauf war;die sind,wie eben zu Hause , sicher in die Büsche gegangen!Und ich natürlich auch nicht.

    

Und natürlich versucht man,nicht auf Einsatz sein großes Geschäft zu verrichten,man weiß ja nie,was einen erwartet.Aber wie´s eben so ist: genau dann erwischts einen!

Unzählige Toilettengeschichten kursieren unter denen,die in der 3.Welt arbeiten!Die netteste,welche mir vor ein paar Jahren in Mindoro,im Süden Philippinens passiert ist,erzähl ich grad nochmals:

Im Bergland dort hatten wir eine richtig angenehme Sprechstunde;Wetter,Umgebung,Patienten,alles paßte.
So wie die Sprechstunde war auch die Toilette: eine ganz kleine Bambusrundhütte mit Dach,mitten in einer offenen Graslandschaft.Sah richtig gemütlich aus!Und auch von innen sauber und sogar mit einer richtigen Kloschüssel! Einziger Nachteil: die war im Boden eingelassen -warum auch immer-
und stand nur ca 10cm über dem Grund.
Egal,ich hatte es eilig: Hosen runter und drübergehockt:
Die Ohren praktisch zwischen den nackten Knien; sanfter,warmer Wind wehte durch die etwas weit gesteckten Bambusstäbe,die Aussicht war prima und trotz der etwas ungemütlichen Hocke hatte ich mich zufriedenstellend eingerichtet!
Plötzlich hör ich hinter mir ein Geraschle,Gewispere und Gekichere…ich dreh mich-so gut wie eben möglich- um : da hing doch eine ganze Kinderschar wie die Affen über- und nebeneinander in den Bambusstäben… ich laß einen Schrei los… und die purzeln und rennen mit Geschrei,Lachen und Gejohle wie eine Hühnerschar auseinander….
Das ist jedenfalls ein Klo,an das ich mich,allerdings sicher auch die Kinder („Langnase beim Kacken“) ,lebenslang erinnern werde!

Was ich im Übrigen so von den Mangyans erzähle,hab ich alles von meinen drei Mangyankrankenschwester erfahren,welche hier in meiner Mannschaft arbeiten. Die erzählen frisch von der Leber weg und ohne jede Scheu!
Hauptinformantin ist allerdings Lallyn,welche mit rollenden Augen,riesigen Gesten und ununterbrochenem Gekichere alles plastisch unterstreicht…und es ist,egal was für ein Thema,immer ein Riesenspaß!Die drei können sich und ihre Stammesgenossen richtig schön auf die Schippe nehmen!

In den Bergdörfern der Mangyans gibt es weder in den Hütten Toiletten,noch daneben oder Gemeinschaftstoiletten.Es wird in den Busch gegangen!
Nirgendwo sind mir auf meinen Streifzügen durch und um die Dörfer menschliche Exkremente aufgefallen.Übrigens scheißen auch die Hunde,die hier massenweise rumrennen, nicht auf die Straße oder auf die Wege (wie bei uns!)!
Toilettenpapier ist viel zu teuer (ein paar Rollen kosten so viel wie ein Kilo Reis,den sich hier sowieso niemend leisten kann),also wird sich der Natur bedient.Abgewischt und mit Wasser nachgespült (wenn überhaupt),wird nur ,mit
der linken Hand,die rechte bleibt dem Essen und Begrüßen vorbehalten!
Auf das Thema kam ich,weil mir aufgefallen war,daß etliche Mangyans ein etwa 30cm langes Stöckchen immer mit sich rumtrugen.Auf meine Frage,hat dann Jessica grinsend eine Vorortmitarbeiterin angesprochen,die mir dann plastisch zeigte,wie sie damit ihre „Wurst“ in die Büsche befördert „s“!

Zum Poabwischen werden alle weichen Blätter und Gras genommen.Bevorzugt sind allerdings die haarähnlichen,trockenen Fasern der Kockosnuß,die inneren.Alle drei haben übereinstimmend die Gesichter verzogen: effektiv aber zu rauh (kann man sich vorstellen)!Am beliebtesten sind aber
Strauchblätter einer Heilpflanze: „Hagunoy“.

 

    

Ich hab mir sie von Lallyn zeigen lassen…und so wird aber auch gewischt!Wenn ein Fluß in der Nähe ist,gehen meine Mangyandamen immer dorthin,um sich gleich zu waschen; ehe sie sich auf eine zweifelhafte Toilette begeben..
Am nettesten aber fand ich,als alle begeistert erzählten,wie sie als Kinder nach dem Kacken mit nacktem Hintern auf einer Wiese mit Anlauf entlanggerutscht sind und so sich sauber gemacht hatten…: „zschschschttt…“,und so machens die Kleinen auch heute noch!
-Auf ein paar besonders unappetitliche Einzelheite,welche Lallyn noch unter großem Gelächter zum Besten gab,verzicht ich dann doch besser-.

Nicht nur die Mangyans,eigentlich alle Philippinos,die ich bisher getroffen hab,gehen mit den normalen menschlichen Bedürfnissen ziemlich unverkrampft um.
Auch die Lowländer haben keine Scheu,wenns drückt,zB in die Büsche zu gehen,oder gar nicht so weit… Schon paarmal ist es mir passiert,daß Busfahrer einfach mal in der Prärie ausgestiegen sind,um neben dem Bus zu pinkeln…aber der Busfahrer hält an,wenn ein Passagier mal muß…Kein Mensch regt sich deshalb auf!

Beim Essen geht’s ähnlich unverkrapft zu: Gegessen -auch in den besseren Lokalen- mit Gabel und Löffel; Messer wird zum Essen nie benutzt (außer in den westlich orientierten Touristenlokalen).Mit der Gabel wird auf den Löffel geschoben und der in den Mund.Mit der Löffelkante wird aber auch alles Gemüse und jedes Fleisch zerteilt,geht prima,versuchts mal…Und wenn jemand mit den Fingern ißt,stört das auch niemanden.Es wird allerdings nur mit der rechten Hand gegessen!!! (siehe oben).

Tja,wie gesagt,in allen Lebensbereichen sind die Philippinos,insbesonders die Mangyans, unkomplizierter als wir.Nur in einem nicht -nach UNSEREN Vorstellungen- ,im Sex!
Aber darüber werd ich wohl in einem längeren Artikel kurz vor dem Heimflug berichten „sss“.

Morgen werd ich versuchen,den ersten Artikel in Roxas ins Internet zu bringen,diesen vielleicht Mittwochabend,wenn ich wieder im Norden in Calapan bin.Mal sehen.

Es ist jetzt gleich 22 Uhr,ich werd ins Bett gehen und noch etwas lesen;um 6 Uhr ist Tagwacht!
Heute warens über 100 Patienten; den ganzen Tag ging ein richtig stürmischer Wind bei strahlendem Sonnenschein….Gute Nacht.

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