Ambulanztag in PANDANAN

Die Vorgeschichte zu diesem Ambulanztag hatte ich schon im Dezemberbericht geschildert. Da ich es von meiner Arbeit bei den „German Doctors“ immer wieder erlebte,sind die Behörden sehr zurückhaltend mit der Erlaubnis,ärztlich tätig zu werden! Es hängt auch sicher damit zusammen, daß sie ihre eigenen Ärzte – auch bezüglich des Verdienstes- schützen wollen.Die Ärzte auf den Philippinen zählen zu den Großverdienern und sind (übrigens unterscheiden sie sich darin nicht von etlichen Kollegen hier in Deutschland!) darauf bedacht,sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Allerdings ist bei den Eingeborenen absolut nichts zu holen,wie ihr später noch sehen werdet..Und der zeitliche Aufwand,und das muß man auch ehrlicher weise sagen,ist ungewöhnlich groß! Der „Barangaycaptain“ so etwas wie Verbandsbürgermeister hatte völlig unkonventionell mir schriftlich eine dankbare Erlaubnis dazu erteilt…weil er genau die mießliche Lage der Eingeborenen dort kannte. Bei der Behörde,welche auch die Reisepässe bearbeite,hatte ich mich Tage später in Calepan nochmals abgesichert und auch dort das „ok“ bekommen,sodaß ich auch in der Folgezeit dort und in den Nachbardörfern arbeiten kann!

Zum Tag selbst: wie gesagt,gibts keine Straße dorthin,und so kam die Schulleiterin mit einem etwas chaotischen aber sehr versiertem Bootsfahrer mit einem kleinen Auslegerboot uns abholen.Direkt vor unsrer Tür landeten sie -es war Flut- und dann gings bei Sonnenschein aber,wie immer,um diese Zeit,bei starkem Wind schon früh morgens ca eine 3/4 Stunde lang bei beträchtlichem Wellengang (dachte ich) zum Dorf.

Nach unsrer Ankunft wurde dann auf der Bühne des Schul-und Dorfplatzes das Warte- und Ambulanzzimmer eingerichtet.Bei jedem wurde vorher von den Lehrern Größe und Gewicht bestimmt.Kitty übersetzte und schrieb meine Befunde und wird jetzt noch von jedem eine Karteikarte damit anlegen,als Nachweis und für spätere Befunde.

Übrigens fand alles in breiter Öffentlichkeit statt,wie auch bei früheren Ambulanzen.Die Philppinos haben bezüglich Krankheiten und körperlichen Gebrechen eine totale Offenheit,tolerieren dies auch vollständig…es ist irgendwie selbstverständlich. MICH hat es schon immer gestört,wenn bei Untersuchungen Kinder und auch Erwachsene neugierig und hemmungslos naherückten und zuhörten! Die Kranken übrigens auch nicht! Hab sie trotzdem immer wieder weggescheucht…ich kanns nicht haben!

Als erstes gings aber ins Büro und gleichzeitig Kleinklassenzimmer der Schulleiterin.Seit dem Taifun vor ca 2 Monaten schlaft sie auch dort,weil ihr kleines Häuschen zerstort wurde. Nur nebenbei: ich habe mehrere Lehrerinnen al Patientinnen. Eine davon war gar nicht abgeneigt mal einenLehreraustausch mitzumachen. Es wäre doch eine tolle Erfahrung,mal sehen…

Schulleiterin,in ihrem derzeitigen Schlaf- und Klassenzimmer für die Vorschulkinder

DIE BILDER ANKLICKEN;DANN WERDEN SIE VERGRÖSSERT!

Die „Wartezimmer“

Zu den Kranken: Wir haben an diesem Tag 106 Patienten behandelt; ca 80% Kinder,20% Erwachsene

Die meisten hatten Atemwegsinfekte, auch Asthma,dann aber auch abdominelle Beschwerden ,meist Wurmerkrankungen;mehrere, chronisch vereiterte eitrige Ohrentzündunge ( nur Kinder.Müssen die gelitten haben,bevor das Trommelfell endlich durchgebrochen war und der Eiter floß-ab diesem Moment mussten die Schmerzen nachgelassen haben!-! Und je nach Dauer bleibt trotz Therapie ein Hörschaden!),Bluthochdruck. Gelegentlich wurde der auch schon vorher festgestellt und Medikamente verordenet. In ein Nachbarort kommt -selten- eine Schwester,welche Blutdruck mißt und therapiert. Aber KEIN PATIENT hatte weiter Medikamente gommen,weils dies zu teuer ist!

Drei Patientinnen hatten ausgeprägte Sehschwächen und brauchen meiner Meinung nach Brillen. Eine 20 jährige Patientin war seid Kindheit fast taub und konnte deshalb auch nicht sprechen.Es wurde nie abgeklärt was die Ursache ist,und ob eine Möglichkeit besteht,ihr zu helfen! Es gibt keinen HNO Arzt und Keinen Augenarzt auf dieser fünftgroßen Insel der Philippinen.Dh die Patienten müßten nach Manila fahren!

Frage: wer würde gern die Kosten eine Behandlung/Abklärung übernehmen?

um die ganzen Bilder zu sen,müß ihr sie anklicken!

Wie ich erst später durch die Schulleiterin erfahren hab,hatte der Barangayschef eine Gruppe von 8 Soldaten angefordert,um einer Entführung von mir durch Rebellen vorzubeugen. War mir gar nicht recht,hatte auch keine Angst.Natürlich sind im völlig unzugänglichen Hinterland der Dörfer sicher Rebellen;aber ich denke,die können es sich nicht leisten,die Bevölkerung gegen uns aufzubringen. Trotzdem ist`s dadurch etwas unangenehm.

Dann noch ein Hausbesuch zu einem schwer Kranken .Vorbei an den ausgebeuteten Stränden (siehe vorherigen Weihnachtsbericht) in den Berg.Die Familie hatte sich in den steilen Berg zurueckziehen muessen!Man sieht unten den Strand,an dem das Haus frueher Stand! Der Strand selbst war wesentlich breiter.

So,jetzt mach erstmal Schluß un werd`s moregen ferigschteiben.Gute Nacht

Gute Nacht!

Wieder an Bord,Sonntagmorgen.

Der Patient hatte eine schwere degenerative und entzuendliche Gelenkerkrankung in allen grossern Gelenken;er konnte sich kaum bewegen! Einzige Hilfemöglichkeit:Schmerzmittel und Beratung der Familienangehörigen wegen Gymnasik und Umschlaegen.

Fuer diesen Patienten,wie auch fuer die der vorherigen Ambulanz notierten wir die notwendigen Medikamente,besorgten diese dann einen Tag spaeter in Calapan und schickte sie dann mit einem Lehrer,welcher sie dann bei uns abholte mit den entsprechenden Anweisungen zur Therapie an die Patiente. Vor allem die älteren Schmerzpatienten bräuchten alledings dauerhaft Medikamente.Wie wir das lösen,muß ich mir noch überlegen.Die finziellen Mittel für dieses Mal sind durch eure Spenden abgedeckt (siehe spätere Abrechnung); wie wir das für später organisiere,wenn mehr dazu kommen ,weiß ich noch nicht.

Ich hatte mir schon überlegt,einen Verein zu gründen,der dann auch diese Projekte mit weiterführt.Man könnte dann auch Spendenbescheinigungen ausstellen und so einen größeren Umfang an Spendern erreichen! Wer Lust hätte,dabei mitzumachen,melde sich bitte bei mir!

Weiter zum Bericht:Gerade,als wir da waren,landete ein Schiff an,welches jede Menge Säcke der „kostbaren“ Steine abholte:

alles eine, einfach mies bezahlte, Knochenarbeit

Damit war unser Ambulanztag zu Ende.Jetzt,gegen Abend zogen häßliche Regen-und Gewitterwolken auf und Wind und Wellen hatten schon erheblich zugenommen.Und wir mußten für 2 Akutpatienten in einem weiter entfernten,kleinen Hafenort mit Apotheke Medikamente dem Fischer,der uns fuhr,nach Hause mitnehmen. Es wurde eine denkwürdige Fahrt,die ich nicht so schnell vergessen werde. Der Bootsfahrer drehte den Heckmotor auf und wir sprangen geradezu über die scho sehr hohen Wellen,von Kamm zu Kamm und immer wieder krachten wir in Wellentäler. wirklich,nach zwei Minuten waren wir durchnaß!Zum Angsthaben hatten wir weder Zeit noch Kraft,weil wir mit kramphaftem Festhalten beschäftigt waren!Ein Horrortripp mi fatalistischem Spaßfaktor… Dem jungen Fischer muß die ganze Sache noch Spaß gemacht haben.Nach der Anlandung wirkte er richtig gutgelaunt und grinste von Ohr zu Ohr,als er uns beide betrachtete;ich fühlte mich wie eine nasse Ratte.Er erklärte uns,daß bei solch hohen Wellen,nur mit hohem Tempo zu fahren sei… wers glaubt… ich hätte ihn würgen können! Aber wir waren eigentlich bald wieder versöhnlicher Simmung.Alles hatte geklappt;auch die Medikamente waren mit jungen Mann auf dem ca 45 Minuten dauernden Heimweg.Und gerade als wir mit dem Tricycle zu Hause angekommen waren,fings noch an zu schütten und es war richtig stürmisch.Bange begleiteten wir ihn in Gedanken auf dem Weg nach Hause ! Aber es war alles glatt gegangen!

das einzige Bild,gleich zu Beginn der Heimfahrt. Später traute ich mich nicht mehr,zu fotografieren

So,das wars mit diesem Bericht.Die nächsten Tage kommen noch die vom Gefängnisbesuch auf Iloilo und zwei Weihnachtsfeiern vun den Schulen Salay und Arigoy.

Bis dann!

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