März/April 2017 Mindoro…. Begnay

Zur Info vorab: falls ihr ein Bild vergrößern wollt: bitte doppelt anklicken!!!

Durch einen Fehler meinerseits und die „Weiterentwicklung“ des Blogs wurden alle zugeordneten Bilder gelöscht und ich konnte sie nicht mehr den entsprechenden Zeilen zuordnen/einfügen.                                                                Deshalb hab ich alle durcheinander zum Schluß des Artikels angehängt (dazu war ich grad noch fähig *s*)

Damit endlich mal Neuigkeiten rüberkommen,hab ich jetzt die erste richtig gute Internetverbindung genutzt um möglichst viel Bilder zuerst in den Blog zu stellen.

Mein dreiwöchiger Aufenthalt in Mindoro ist diesmal eine Kombination aus Urlaub und einer außergewöhnlichen Tour in ein völlig entlegenes Eingeborenendorf.                              Kitty,die Lehrerin und Verwaltungschefin eines Mangyan (Eingeborene auf Mindoro) internats und Betreuerin der Eingeborenen auf ganz Mindoro (siehe letzten Bericht),hatte mich gebeten,mit  ihr  dieses Dorf zu besuchen,Essen für die Bewohner zu organisieren und nachzuschaun,was sonst noch fehlt.                                                                                          Im Rahmen ihrer Aufgaben hatte sie schon alle ,auch die entlegensten,höchsten Gebirgsdörfer besucht,die meist nur zu Fuß erreichbar sind,auch bei langem Anmarsch,mit Übernachtung im Dschungel.Dieses Dorf fehlte noch in ihrer Sammlung.                              Nach dieser Tour hat sie sich geschworen, nie wieder diesen An- und Abmarsch zu wiederholen,so hart wars…. ihr werdet sehen!

Zum Anfang meines Aufenthalts hatte ich mir etwas Erholung nach der Praxis verornet:  Kitty hatte mich am Flughafen abgeholt und wir sind noch am späten Nachmittag mit Taxi,Bus,Fähre und Tricycle nach etwa 7 Stunden in der Nacht an einem meiner Traumorte angekommen.  Es ist ein völlig vergessener,schwer zu erreichbarer Ort,eine Hütte nahe Abra de Ilog,an der Nordspitze Mindoros.                                                              Die Hütte selbst ist total einfach: ein Raum mit großem,zusammengenageltem Bett mit Moskitonetz,einfache Holzablagen an der Wand;großer Balkon; kein Wasser,keine Toilette  -beides 50 m entfernt- Licht gelegentlich,aber alles einen Steinwurf vom Meer entfernt.Ein Traum.

Blick vom Balkon

Blick vom Balkon

 

 

Kittys Hütte nach Ankunft in Tugdaan,dem Eingeboreneninternat in den Bergen

Kittys Hütte nach Ankunft in Tugdaan,dem Eingeboreneninternat in den Bergen

 

Kittys Hütte bei Tag

Kittys Hütte bei Tag

Dann die Vorbereiungen zum Aufstieg nach Begnay. Die Schüler packten Reis und Sardinenbüchsen für jede Familie dort ab (26 Familien).                                                                                                Die Mangyans aus dem Dorf waren am übernächsten Morgenzu uns abgestiegen;eine ganze Meute zum Hochtragen des Essens.Kitty hatte wohlweislich zwei Mann für uns abgestellt,die nur für unsre persönliche Sicherheit zuständig waren… ein weiser Entschluß,wie sich rausstellen sollte!

Kurz zur Tour: 800 Höhenmeter,meist reine Felsenkletterei. Links die Felswand rechts gings meist fast senkrecht abwärts zum Fluß.Abgemildert wurde der Blick dadurch,daß dieser Steilabbruch fast immer etwas dschungelig bewachsen war und man nicht direkt in den Abgrund sah. Schmale Passagen in einer Wand waren wirklich nur fußbreit(ein junger Priester,der sich hochgetraut hatte ,gestand Kitty,er hätte an einer Stelle geheult…).Das Ganze ist eigentlich nicht zu beschreiben,zudem es beim Aufstieg heiß war,der Dschungel gedampft hat und wir nach wenigen Metern schon im eigenen Schweiß baden konnten.

so gings los,harmlos

ein wenig Betelnuß zum Aufputschen

ein wenig Betelnuß zum Aufputschen

 

...nach einer halben Stunde schweußtreibenden Aufstiegs sieht man die 25 Jahre Unterschied noch deutlicher...

…nach einer halben Stunde schweußtreibenden Aufstiegs sieht man die 25 Jahre Unterschied noch deutlicher…

 

...mal keine Felsen,dann rutschige Erde

…mal keine Felsen,dann rutschige Erde

 

der Fluß darunte (nur Bambus und Lianen

der Fluß darunte (nur Bambus und Lianen) sieht so nah aus…

 

das Entsetzen war nicht gespielt Gottseidank hat sie mich nie fotografiert... *s*

das Entsetzen war nicht gespielt
Gottseidank hat sie mich nie fotografiert… *s*

 

 

diese Leiter ist in die Luft gebaut,über dem Abgrund... nur mit Lianen uns Bambus

diese Leiter ist in die Luft gebaut,über dem Abgrund… nur mit Lianen uns Bambus

 

erster Blick aufs abendliche Dorf

 

wir waren nur noch fertig,triefend durchnäßt, ...siehe die Hose über den Füßen... alles egal,hauptsache angekommen... nach 7 Stunden

wir waren nur noch fertig,triefend durchnäßt, …siehe die Hose über den Füßen… alles egal,Hauptsache angekommen… nach 7 Stunden

 

 

wir hatten die Dorfhütte bezogen.Eine Zwischendecke war eingezogen; immer hatten wir das Gefühl,durchzukrachen,als wir unser Moskitozelt dort im tiefgebücktem (ich!) Zustand aufbauten…und ich hatte natürlich kein Auge zugmacht…

drchgenäßte Unterhose

drchgenäßte Unterhose…und imme Zuschauer… hochinteressiert…

 

diese Leiter ist in die Luft gebaut,über dem Abgrund… nur mit Lianen uns Bambus

 

…. die ganzen Strapazen wurden dann am nächsten Tag belohnt:

Diese herrliche Aussicht beim Aufstehen.

Diese,zunächst zurückhaltende,dann offene Freude dieser Menschen über unser Kommen. Kitty war bekannt,da sie sich immer vom Tal aus um sie gekümmert hatte.Mit Reis in schlechten Zeiten und vor allem sorgte Sie  für den Absatz der Flechtarbeiten (s. später). Aber,daß ein Weißer hochkam,um sich um ihre Sorgen zu kümmern und dazu noch ein Arzt,das hatten sie noch nicht erlebt.                                                                                                  Ich hatte ursprünglich nicht die Absicht,hier in ärztlicher Mission aufzutreten,zu der ich ja offiziell gar nicht authorisiert war. Hatte aber Stethoskop,Blutdruckgerät und Ohrspiegel dabei;außerdem ein paar Medikamente. Eigentlich nur für den Fall,falls ein Akutfall grad aufgetreten war und ich als Arzt völlig blöd dastehe,falls ich nichts dabei hab.                        Die Mangyans sahen das allerdings anders und setzten einfach eine Sprechstunde an,in der ich dann ca 40 Patienten durchuntersuchte und behandelte.Fehlende Medikamente besorgten wir dann später im Tal und gaben sie den Mangyans mit,zum „Lehrer“ welcher dann nach meinen Maßgaben verteilte.

Kitty hatte mit dem Dorfcaptain einige Verwaltungsprbleme zu besprechen (die gibts also auch am entferntesten A… der Welt) und ein Dorfpalaver wurde angesetzt,um zu auszudiskutieren wie ich eure Spenden am besten anbringen konnte. Ich hatte noch die Idee,den,doch etwas einseitigen, Speiseplan aufzufrischen und ihnen ein Schwein anzubieten….. Ob ihrs glaubt oder nicht, nachmittags gingen die zwei stärksten Männer runter  -in ca zwei Sunden -,kauften im Tal ein Schwein ein  und brachten es lebendig bei Dunkelheit  im Sack (ca 35kg schwer) in drei Stunden ins Dorf; unglaublich. Kittys Kommentar: die haben Magnete an ihren Fußsohlen… den ganzen Steig laufen,klettern sie barfuß!

Das Dorf selbst liegt in ca 1000 m Höhe am Ende eines Talschlusses in traumhafter Umgebung mit Blick in die ferne Ebene. Der Blick ist allerdings allzuoft durch Regen  Unwetterwolken verstellt. Häufig regnet es,trotzdem gehen die Mangyangs den gefährlichen Weg und Unglücke sind bei ihnen äußerst selten!                                                Die Hütten sind noch nach uralter Mangyanart erstellt und haben einen seltsamen Charme (für uns…).Es gibt keine Elektrizität und nur eine Wasserstelle außerhalb des Dorfs.Dort wird Wäsche gewaschen,die Menschen waschen sich selbst und alles Wasser muß ins Dorf geschleppt werden.                                                                                                   Eine offizielle Schule und einen Lehrer gibts nicht. Das Dorf hat eine Hütte als Schule hergerichtet und ein „Hilfslehrer“ unterrichtet jeden Tag ,an dem es nicht regnet,weil das Dach undicht ist… und es regnet,wie gesagt,oft.                                                                            Gegessen wird das Gemüse aus dem Dschungel und Reis wird teuer dazugekauft durch Verkauf von Flechtwaren Körbe,wunderschöne Truhen und tolle Hängematten. Diese werden von einem Zwischenhändler spottbillig aufgekauft ( für eine größere Hängematte bekommen sie umgerechnet knappe 3 Euro); außerdem stellen sie noch Holzkohle her. Ein paar magere Hühner laufen auch rum und ein trächtiges Dorfschwein existiert auch noch.

morgens nach dem Aufstehen...

morgens nach dem Aufstehen…

 

Kitty auf dem Hausklo

Kitty auf dem Hausklo

 

das Dorf von unsrer Hütte aus

 

Abstieg von der Schlafebene auf die „Wohnebene“

 

„Schulhaus“

Wir haben beide wohl gestunken wie die Bieber nach dem Aufstieg. Auf die Dusche nach Mangyanart an der Waschstelle haben wir uns seeehr gefreut. Allerdings wird hier in Klamotten der ganze Körper gewaschen. Und sehr interessierte Zuschauer  sind immer dabei. Das restlich Dorf beobachtete uns vom ca 50 m entfernten Dorfhügel aus! Der Authentizät geschuldet stell ich auch die sehr unvorteilhaften Bilder von mir ins Netz *smile*

Waschplatz im Gelände

 

Frühstück mit den Fingern,wie hier so üblich

 

…überall auf der Welt beliebt….

 

Ambulanz….

„Patientenaufnahme“

 

 

Gang durchs Dorf

 

Dorfbewohnerin beim Spleißem von Rattan zum Flechten. In traditioneller Bekleidung

Dorfbewohnerin beim Spleißem von Rattan zum Flechten.
In traditioneller Bekleidung

 

normaler Hauseingang

normaler Hauseingang

 

unser Abenessen wird bei uns zubereitet

 

und die Kinder essen mit

und die Kinder essen mit

 

das Schwein wird noch am Abend gebracht,darf aber noch nicht geschlachtet werden. Erst am nächsten Morgen,nach Mangyanritus

das Schwein wird noch am Abend gebracht,darf aber noch nicht geschlachtet werden. Erst am nächsten Morgen,nach Mangyanritus

 

Im hintergrund der Dorfcaptain. Wir beide mußten die Hände aufs Beil legen und er sprach nach Mangyanritus ein Gebet und beste Wünsche für uns. Dann wurde erst geschlachtet

Im hintergrund der Dorfcaptain.
Wir beide mußten die Hände aufs Beil legen und er sprach nach Mangyanritus ein Gebet und beste Wünsche für uns.
Dann wurde erst geschlachtet

 

In der Zwischenzeit verteilten wir einen Teil des mitgebrachte Reises mit Sardinen an die einzelnen Familien

In der Zwischenzeit verteilten wir einen Teil des mitgebrachte Reises mit Sardinen an die einzelnen Familien

 

Kitty in typischer Vortragspose

 

Kitty in typischer Vortragspose

Kitty in typischer Vortragspose

 

Natürlich hab ich durch Kitty erklären lassen,daß dies alles und auch die späteren Zusagen nicht nur von meinem Geld,sondern auch dem meiner Patienten ermöglicht wurde!!!

 

das Schwein ist zelegt,das Fleisch an alle Familien verteilt und der Rest wird gemeinsam gekocht und an alle in unsrer Hütte verteilt...

das Schwein ist zelegt,das Fleisch an alle Familien verteilt und der Rest wird gemeinsam gekocht und an alle in unsrer Hütte verteilt…

 

und gleichzeitig das Dorfpalaver darüber ,was am Norwendigsten ist.

und gleichzeitig das Dorfpalaver darüber ,was am Norwendigsten ist.

 

wir kamen überein,daß das Schulhaus ein Blechdach bekommt.Sieht zwar nicht so toll aus,aber den Mangyans ist es wichtig,daß es total dicht ist und jeden Tag Unterricht stattfindet.

Und daß eine Wasseleitung zum Dorfmittelpunkt gelegt wird,mit einigen Verteilern und auch eine zementierte Waschstelle gebaut wird.

IMG_4385

Abschiedsbild und Beginn unsres Abstiegs.  Um allen Spekulationen vorzubeugen: Dies sind nicht meine ,heimlich in den Philippinen gezeugten,Kinder!                                          Ich sah diesen Platz beim Einstieg in den Abstieg,zeigte einem Mangyan,wie meinFotoapparat zu bedienen ist und der schoß zwei tolle Bilder!

 

Um es vorwegzunehmen: Es war das Kriminellste,was ich in meiner -nicht unerheblichen- Bergsteigerlaufbahn mitgemacht hatte!

Ursache: nach der ersten Stunde des Abstiegs begann es zu regnen,zum Teil mit Sturm. Alles war auf einmal glitschik: Felsen,Pflanzen,der Lehm dazwischen,die Bambussteige und „Brücken“. Ohne unsre Helfer,manchmal hielten sie uns vorn einer einer hinten an der Hand,rutschten uns am Hosenboden die senkrechten Stellen runter; unheimlich kompetent,stark und selbstlos. Ich hätte gern mehr fotografiert,aber ich hab den Foto gar nicht mehr aus der Hosentasche rausbekommen,so verklebt klatschnaß war ich! Daß mir mein Hut auf einer Brücke weggeweht wurde…nur so nebenbei. Schlimm dagegen waren die Blutegel. Während ich beim Aufstieg etwa 10 Blutegel irgendwie in der Hose zerquetschte und Kitty etwa 20,gings beim Abstieg in die unzählbaren; trotzdem unsre Helfer bei jedem noch so kurzem Stopp sofort alle neuen von den Socken und Füßen abklaubten oder zerquetschten!

 

endlich fast unten… nur noch eine Stunde… eine Lusttour *s*

Nach fast sechsstündigem Abstieg wieder zu Haus.

Ein irres Erlebnis in jeder Beziehung.

Kittys Abschlußkommentar: „Nie wieder“

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen;oder doch???                                                                 Als ich das schöne Bild vom Hügel meinem alten Fliegerfreund Christoph  geschickt hatte,war sein einziger Kommentar :   „schöner Starthügel“!          Und da hat er ja eigentlich recht: Und unser Paraglidingequipment würden die Mangyans gegen gutes Entgelt gern hochtragen… und runter könnten wir ja fliegen… ich darf gar nicht dran denken……….

Sag niemals nie! Bis dann eventuell!

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