Sonntag,den 11.1. bis 13.1.2015

Sonntag,den 11.1.2015

Heut hat Anily Geburtstag.Anily ist unsre Tuberkuloseschwester,die zur Zeit im Staff haus den Jahresbericht für die German Doctors,aber auch für die Gesundheitsbehörde hier macht.
Im Übrigen
sind die Behörden hier noch viiiel fordernder,als bei uns.Man möchte meinen,in der 3.Welt gings gemütlicher zu als bei uns,der das glaubt, hat sich geteuscht!: Je ärmer und abhängiger das Land,um so mehr spielen sich die Funktionäre,die Verwaltung auf ,deste sinnloser werden die Vorschriften,sodaß ich mich nach einem solche Aufenthalt eigentlich wirklich immer freu,in „unsrer deutschen“ Verwaltung wieder zu sein.In der klappt wenigstens dann alles (was man von hier absolut nicht sagen kann…ich werd noch berichten!…) und man muß nicht mit irgendwelchen Dankesgaben rumwedeln.Das nur nebenbei…

Also Geburtstag:Heute Abend gabs im Hof,bei Dunkelheit schon, ein Essen von ihr gestiftet:
Spagetti,paniertes Hühnchenklein,ein Nudelsalat aus den ganz kleinen gebogenen Makkaroninudeln,warme Bananensauce als Nachtisch,und Wassermelone.Ein Festmal für alle!!! Das Nonplusultra für hiesige Verhältnisse,dazu,so ein sprudelndes rotes und milchiges Leichtalkoholgetränk!
Und ihr wißt gar nicht,wie so ein Festmahl aus kalten Nudeln,lauwarmem Hühnchen und undefinierbarer Nachspeise schmecken kann,wenn die richtige Gesellschaft beieinander ist! Ein Gequiiietsche und Geeiere bei Discomusik- Anily ist 25 geworden,die meisten anderen sind jünger,aber alle schon verheiratet mit Kindern,Anily nicht (! ,fast ein Makel)-…
Ich hatte ihr gestern mit Hilfe der anderen in Roxas eine Geburtstagstorte gekauft,mit rosa Tortenguß und Aufschrift : …die muß man (bei der Hitze!) nicht mal in den Kühlschrank stellen,so gut sei die…(ich habs dann doch getan,obwohl meine Halbbioseele wußte,daß es nicht ändert)!! Mein Gott,kein Mensch würde bei uns solch ein Chemiefabrikat auch nur mit der Zange anfassen…muß aber sagen,hat prima geschmeckt!!!*grins*


Plötzlich ist die ganze Tafel unterwegs,weil Anily (anscheinend gehörts dazu),ihrer Nachbarin von der rosa Tortencreme einen Teil ins Gesicht geschmiert hat,die dann ihr und anderen,jeder haut ab,wird wieder eingeschmiert…und ein Gejohle und Geschrei,wie beim Kindergeburtstag…und soll ich euch was sagen:es hat einen Riesenspaß gemacht! Und nach 2 Stunden war der ganze Spuk vorbei!!!
Schön wars!

   

    

    

 

    

 

     

 

   

 

   

 
Heute war Sprechstunde fast am Meer

Dazu brütende Hitze aber wieder eine nette,“gut“ gebaute Hütte mit Klo (seehr wichtig!).Wir konnten relativ früh anfangen und hatten bis zum Mittagessen schon 61 Patienten behandelt.
Schon gestern war an mir selbst aufgefallen,daß ich in der Zwischenzeit doch sehr sicher geworden bin,in der Diagnose,wie auch in der Therapie;außerdem ist Jessica die ideale Partnerin für mich!Schon
letztes Jahr liefs prima und dieses Jahr harmonieren wir noch besser.Sie weiß genau,was ich frage,wie ich antworte,was ich genau erklärt haben will (zB Diäten beim Durchfall..nicht süß,fett,scharf,keinen Kaffee -schon kleinste Kinder trinken hier Kaffee-);manchmal zuckt sie bei einer Therapie,dann merk ich,sie ist anders gepolt und dann erklär ich und begründe. Das tut mir selbst gut,weil ich mich dazu zwinge,genauer darüber nachzudenken!
Man muß sich vorstellen,sie hat alle 2 Wochen einen anderen Kollegen vor der Nase,mit seinen eigenen Erfahrungen und auch Macken und sie hat natürlich auch dadurch selbst einen großen Erfahrungsschatz und auch eine eigene Meinung zu den Problemen.Und in puncto Haut zB,hab ich bei diesen absolut verrückten,oft im Spätstadium zu uns kommenden Patienten,die häufig noch verdreckt und vereitert sind gern auf ihre Erfahrung Zugriff genommen und mich belehren lassen!

Aber inzwischen hab ich mir auch Schemata zurechtgelegt,die ich bei den „Routineerkrankungen“
weitgehend anwende.ZBeispiel Atemwegserkrankungen: vom kleinsten Säugling mit schwersten Asthmaanfällen (sowas gibt’s,wie so vieles, bei uns nicht mehr),über harmlose Infekte bis zur Tuberkulose hab ich bestimmt zehn unterschiedliche Abstufungen mit unterschiedlichen Therapien sicher parat.Und da muß ich dann nicht mehr groß überlegen (Ausnahmen gibt’s immer)…das beschleunigt die Behandlungen natürlich;und so bei allen andren,häufig vorkommenden Erkrankungen. Anders siehts aus bei Sturm,der durch die Hütte pfeift,oder bei starkem Regen aufs Dach ,noch schlimmer,wenn das Dach aus Blech ist!Dann hört man eigentlich nur proforma für die Eltern ab,“heilige Handlung“;hören kann man dann nämlich garnichts! Husten lassen bringt dann manchmal was;genau beobachten,wie schnauft das Kind!Eltern befragen bringt oft garnichts,weil die verschlossenen Mangyans kaum antworten…Die Therapie richtet sich auch etwas danach,wieviel Stunden die Eltern zB mit ihrem Kind hergelaufen sind,wie stark die Geschwister betroffen sind. Wenn zwei Kinder eine Lungenentzündung haben und das kleinste nur wenig hustet,die Eltern aber drei Stunden durch den Dschungel über Berg und Tal gelaufen waren,fällts mir leicht,dem Kleinen auch gleich ein Antibiotikum zu verschreiben und es gleich zu geben,wenn mir Jessika vermitteln,daß die Eltern es nicht checken… und und und…
Aber auch das macht wirklich Spaß;es geht auch immer schneller…
Ab dem 50. Patienten etwa,laß ich langsam nach.Dann retten uns beide noch ein Kaffee jeden 10. bis 15. Patienten,gnadenlos,wieviel noch draußen stehen.Und dann fragen wir auch nicht mehr,wieviele noch kommen. Dann stellt man sich auf den Standpunkt: egal wieviele,irgendwann sind wir durch,egal wann…und meistens wird’s dann doch früher…

So,hab mich wohl etwas verloren ,beim Schreiben.Jetzt häng ich noch ein paar Bilder von heut dran:

immer nett:Kinder beim Wiegen… routinemäßig werden alle Patienten gewogen,allen wird Temparatur gemessen und allen Erwachsenen der Blutdruck gemessen


eine alte Suzuki 125,welche nur mit Gummi-und Plastikbändern zusammengehalten wird aber offensichtlich noch gute Dienste leistet.

   

am Meer „um die Ecke“

Gute Nacht!

Fortsetzung heute,12.01.2015

Heute wieder Kontrastprogramm:vom Meer hoch in die Berge! Nettes Nest mit vielen Steinhäusern und vor allem „Pater Bosma“,einem ehemaligen katholischen Priester und Missionar aus Holland,der über Jahrzehnte nicht nur missioniert sondern bzüglich Schulbau und Versorgung der Mangyans sehr viel getan hat.Er ist heute 85 Jahre alt und körperlich noch einigermaßen fit,leidet aber unter Alzheimer. Er begrüßt mich im Lauf des Vormittags mindestens drei mal und und und…,halt immer das selbe.Das gleiche macht er natürlich mit meinem Team,die ja alle 4 Wochen wiederkommen.Man merkt aber,wie alle ihn irgendwie lieben,ihn verständnisvoll belächeln und er vollständig integriert ist.Es vergißt ihm niemand,was er für die Mangyans geleistet hat.
Ja,er ist hier immer noch „Pater Bosman“,obwohl -und vielleicht WEIL- er vor mehr als 30 Jahren eine blutjunge Mangyan geheiratet und mit ihr 3,inzwischen erwachsene,Kinder hat! Das wird hier alles nicht so eng gesehen!

Die Kehrseite der Medallie ist das Schicksal der jungen Frau im Bild:


22Jahre,hat ein eigenes vierjähriges Kind zu Hause.Das Kind im Arm -unterernährt- hat sie von von
ihrer Schwester adoptiert,weil die zu viele Kinder hat! Die aber nichtsdestotrotz grad wieder ein weiteres Kind bekommen hat. Und wir hatten grad festgestellt,daß sie selbst auch grad wieder schwanger ist.Das Schlimmste aber: ihr Mann hat sie vor einiger Zeit verlassen und sie hat kein Geld zum Essenkaufen.Es kommt halt alles grad zusammen!Mangyans sind ernst,sie sind verschlossen,zeigen eigentlich nie Regungen,aber die Frau hat bitterlich geheult.
Ich hab mit Jessica besprochen,ihr in einer Woche,an einem nahen Ambulanzplatz Essen für einige Wochen mitzubringen.
Es ist schon auffällig,wie häufig Mangyanfrauen von ihren Ehemännern verlassen werden;an jedem
Ambulanzplatz erzählt mir Jessica von welchen und es sind oft mehrere.Die Gelackten in dieser Stammesgesellschaft sind wirklich die Frauen!
In dem schon beschriebenen Stamm,in dem die Säuglinge noch mitbeerdigt werden,ist es heute noch üblich,daß Frauen ausgetauscht ,oder vom Ehemann abgekauft,oder gegen Geld ausgeliehen werden.
Es ist auch durchaus folgendes üblich: Wenn einem 70 jährigen Mann die Ehefrau stirbt,kann vom Dorfvorstend bestimmt werden,daß zB eine 16jährige junge Frau ihn heiraten MUSS!

Nur noch kurz zum heutigen Tag ein paar Bilder:
Auf meinem morgendlichen Streifzug vor der Praxis,in diesem Fall auf den umgebenden Höhenzug
traf ich diese liebe Frau,die mir dann noch spontan einige grüne Mandarinen schenkte

die zwei Männer mit Lendenschurz aus den weiteren Bergen

 

    

und natürlich die hinreißenden Aussichten von dort oben

     

    

Heute Morgen vor der Abfahrt vor dem Gartentor: Schülertricycel mit mehr als 10 Schülern…

Morgen schon wieder vorletzter Einsatztag dieser Rolling Clinic mit abends traditioneller Essenseinladung an mein Team.Mittwoch,wenn ich rechtzeitig vom Einsatz zurückkomm, fahr ich noch die 3 Stunden mit dem Van nach Calapan,um mich dort mit Dr Pinky ,der Einsatzleiterin des Mindoroprojekts, zum Essen zu treffen und um gutes Wetter für ein paar Anliegen,welche ich noch hab, Stimmung zu machen;davon später.
Dann 3 Tage frei und ab Montag geht’s dann in die Endrunde zur letzten Rolling Clinic wieder in den Süden zurück…und das lange Abschiednehmen beginnt…

Bis dahin werd ich mich aber wohl nochmals melden. Ciao Ciao!

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