Donnerstag,12.12.2013 19.40 Uhr
Ein Tag jagd den andren und es kommt mir vor ;als sei ich schon ein paar Wochen hier.
Draußen plärrt seit Stunden das Karaoke;unsäglich falsch aber voller Leidenschaft, in einer
Lautstärke,daß sogar die ganzen Straßenköter beleidigt aufgegeben haben,dagegen anzubellen!
Na ja,ab und zu versuchts noch einer…
Heute war wieder Rolling Clinic- Tag,auf dem Land,etwa 40 Minuten von hier.Nichts Besonderes: heiß wie immer,angenehme Stimmung,keine Fälle,die Kopfzerbrechen bereiteten,55 Patienten. Also
ein „gemütliches“Schaffen.
Gegen 15 Uhr „zu Haus“,eine Stunde gepennt und dann mal den „hauseigenen“ Slum besucht,der sich direkt hinter unsrem Häuschen entlang eines-natürlich-versifften Bach anschließt.Hierher kommen die Patienten,welche wir in unsrem Gesundheitszentrum,gleich um die Ecke,behandeln.
Es ist sicher ein „besserer“ Slum.Meist feste Häuser,aber alles sehr einfach und ärmlich.Man wird sehr freundlich begrüßt,weil man hier als German Doctor natürlich wie zu Hause ist.
Ein unaufgeregter,guter Tag.
So hatte es auch gestern angefangen war dann emotionnal doch später eskaliert.
Morgens hatte ich Zentrumssprchstunde,während Dietmar „rollte“.Gemütliches,angenehmes arbeiten; da noch eine phillipinische Kollegin mitarbeitete,war am frühen Nachmittag Schluß.
Gegen 15 Uhr rief mich meine Assistentin,Anni,an,daß sie die Nonnen erreicht hat und sie mich gerne empfangen würden,heute noch;eineinhalb Stunden Fahrt hin…
Zur Vorgeschichte: Schon vor 2 Jahren hatte Holger,ein lieber,engagierter Kollege,mir von einem kleinen Nonnenkloster erzählt, „Schwestern,der unbefleckten Empfängnis…“,welche sinnvollste Arbeit mit den Ärmsten machen.
Es handelt sich um nur 4 Schwestern unterschiedlich Nationalität.Sie arbeiten in vier Slums der übelsten Art: Stellen nach einem eigenen Rezept (welches staatlich abgesegnet ist) konzentriertes Essen her,teilkonserviert,versorgen damit 2 mal wöchentlich die Allerärmsten und Kranken;kümmern sich,so gut es geht um letztere und versorgen aber vor allem Kinder mit Kleidern,Schulgeld,und Schulkleidung…eine unfaßbar engagierte Arbeit!
Ich war einfach neugierig.Von Holger hatte ich noch einen Brief mit etwas Geld dabei und wurde
von der ebenholzschwarzen Oberin,Schwester Thesesa Elisabeth, empfangen;eine ausgesprochen stattliche Gestalt von unbeschreiblich freundlicher Ausstrahlung,welche den ganzen Raum und jeden um sie herum,einnahm!
Sie zeigte mir gleich die gestapelten,verpackten Essensrationen,welche sie mit ein paar Frauen aus den Slums am Tag zuvor hergestellt hatte.Auf meinen Wunsch hin fuhren wir gleich mit einem Motorrad mit Beiwagen-Taxi des kleinen Mannes- zu den Slums.
Im Flußslum wurden wir überfallartig von einem Haufen Kindern empfangen,welche sich wie die Kletten an die Oberin klammerten vor freude quiekten und kaum zu halten waren.Frauen kamen aus den Verschlägen und begrüßten uns mit einer -mir schon peinlichen-Ehrerbietung.Fast ein Bild der
unendlichen Harmonie,wenn da nicht die Umgebung gewesen wäre:Eine Kloake wälze sich zwischen einer dreckigen Häuserfront gegenüber und den jämmerlichen Verschlägen auf unsrer Seite.Der Weg drängte sich mehr als drei Meter über dem Wasser (die Fotos verzerren das Bild),zT unbefestigt an den Behausungen entlang (…“natürlich fällt mal ein Kind rein“..) ,auf dem die Kinder
rumtollen!.
Der“Empfang“ und die Führung waren sehr beeindruckend (und ich bin schon einiges gewohnt!).
Das ganze Bild war vollständig stimmig,sodaß ich die 500 EUR,welche ich mitgenommen hatte eben auch in Ihrem (der Spender) Interesse mit gutem Gewissen den Schwestern überlassen hatten.
Sie,wie auch die Menschen des Brückenslums,sind auch Opfer des Taifuns geworden:Eine mehrere Meter hohe Flutwelle war vom Meer in den Flußlauf gepresst worden und hatte bis zu einem halben Meter die Brücken überschwemmt.Zwar konnten sich alle Menschen retten;die Bruchbuden waren
zertört und aber alle wieder notdürftig wieder aufgebaut worden( Bretter,Blech,Plastikfolien…einfach alles) seht euch die Bilder an.Ich hab mir vorgenommen,in der letzten Woche meines Aufenthalts nochmal vorbeizukommen und noch mal eure Spenden hier zum Teil anzubringen.Einverstanden?
Auch den Brückenslum besuchten wir noch kurz…die Bilder werden für sich ausdrücken: Wie gut geht’s uns allen doch!!!….
So herzlich wie der Empfang war auch der Abschied von dieser beeindruckenden Frau.Gut wars!!!